Freitag, 8. Juli 2011

kirmes-records präsentiert.....

Aus dem Herbarium des Deutschen Mannes


Das Bier ! Der Alkohol ! Da saß man konnte immer noch mehr davon haben, das Bier war nicht wie kokette Weiber, sondern treu und gemütlich. Beim Bier brauchte man nicht zu handeln, nichts zu wollen und zu erreichen, wie bei den Weibern. Alles kam von selbst. Man schluckte: und da hatte man es auch schon zu etwas gebracht, fühlte sich auf die Höhen des Lebens befördert und war ein freier Mann, innerlich frei. Das Lokal hätte von Polizisten umstellt sein dürfen: das Bier, das man schluckte verwandelte sich in innere Freiheit. Und man hatte sein Examen so gut wie bestanden. Man war „fertig“, war Doktor ! Man füllte im bürgerlichen Leben eine Stellung aus, war reich von Wichtigkeit: Chef einer mächtigen Fabrik von Ansichtskarten oder Toilettenpapier. Was man mit seiner Lebensarbeit schuf, war in tausend Händen. Man breitete sich, vom Biertisch her, in die Welt aus, ahnte große Zusammenhänge, ward eins mit dem Weltgeist. Ja, das Bier erhob einen so sehr über das Selbst, das man Gott fand !

(Aus: Heinrich Mann - "Der Untertan")