Sonntag, 11. September 2011

+++superkirmes - Franz Reinhard - superkirmes+++

Franz Reinhard
Franz Reinhard!
»Wer ist Franz Reinhard?«
»Franz Reinhard war unser Saubermann, 
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann, 
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron', 
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. 
Franz Reinhard.«
*
Die »Schwalbe« fliegt über den Eriesee, 
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee; 
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo - 
Die Herzen aber sind frei und froh, 
Und die Passagiere mit Kindern und Fraun 
Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun, 
Und plaudernd an Franz Reinhard heran 
Tritt alles: »Wie weit noch, Saubermann?« 
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund` : 
»Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund.«
Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei - 
Da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei, 
»Feuer!« war es, was da klang, 
Ein Qualm aus Kajüt` und Luke drang, 
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh, 
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
Und die Passagiere, buntgemengt, 
Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt, 
Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht, 
Am Steuer aber lagert sich´s dicht, 
Und ein Jammern wird laut: »Wo sind wir? wo?« 
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -
Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht, 
Der Kapitän nach dem Steuer späht, 
Er sieht nicht mehr seinen Saubermann, 
Aber durchs Sprachrohr fragt er an: 
»Noch da, Franz Reinhard?« 
»Ja,Herr. Ich bin.« 
»Auf den Strand! In die Brandung!« 
»Ich halte drauf hin.« 
Und das Schiffsvolk jubelt: »Halt aus! Hallo!« 
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. -
»Noch da, Franz Reinhard?« Und Antwort schallt's 
Mit ersterbender Stimme: »Ja, Herr, ich halt's!« 
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein, 
Jagt er die »Schwalbe« mitten hinein. 
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so. 
Rettung: der Strand von Buffalo!
*
Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt. 
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
*
Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n 
Himmelan aus Kirchen und Kapell'n, 
Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, 
Ein Dienst nur, den sie heute hat: 
Zehntausend folgen oder mehr, 
Und kein Aug im Zuge, das tränenleer.
Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, 
Mit Blumen schließen sie das Grab, 
Und mit goldner Schrift in den Marmorstein 
Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein: 
»Hier ruht Franz Reinhard! In Qualm und Brand 
Hielt er das Steuer fest in der Hand, 
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron`, 
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.