Wieviel passiert bestimmt jeder selbst. Auch wenn nichts
passiert, wenn man nichts sieht, kann viel passieren.
Homme von Schuesssel
sitzt auf dem Boden einer Kölner Neubauwohnung. Dunkles Eichenparkett,
bodentiefe Fenster. Um ihn herum stapeln sich unzählige Formulare. Als er mich
sieht steht er auf und sagt: „Danke!“.
Es war still geworden um den großen
Zampano. Das Schneckenhaus, in das er sich zurückgezogen hatte musste viele
Windungen gehabt haben. Er sagt, er habe von den Besten gelernt. Rowohlt,
Unseld, die goldene Verleger Generation. Lange Briefwechsel getippt auf einer
lindgrünen Olympia Prestige.
Bedeutet der Umzug nach Köln einen Neuanfang ? „Nein!“
Aha, die Pause war gar keine Pause. Ein Embryo der heranwächst macht auch keine
Pause. Er entsteht. So entstand auch kirmes-books, der wenig originell benannte, literarische Arm von kirmes-records im Verborgenen.
Marketing? Wie immer! Das
Brand kirmes ist ein Asset geworden. Früher Brand & Market, heute Asset
& Value. „Ich möchte das nicht!“, sagt Homme von Schuessel.
Nach einer Weile
reicht er mir ein Stück Papier. Darauf steht mit zittriger Hand geschrieben: „Soll
die Kommunistische Partei ihren Namen ändern?“. Fragend schaue ich Homme von
Schuessel an, doch der hat sich längst abgewendet und damit begonnen, mit einer
Art Faustkeil das Gesicht einer Puppe zu zertrümmern. Ich verlasse schweigend
die Wohnung.
Homme von Schuessel beendet sein Schweigen: "Ich möchte das nicht!"
Vier Tage später erreicht mich ein Schreiben von der kirmes-books
Pressestelle mit folgendem Wortlaut:
"Der PREIS DER FREUNDSCHAFT ist ein Literaturwettbewerb wie
es noch keinen zuvor gab. Alle sollen schreiben. Ein Anfang, ein Ende und
dazwischen eine Geschichte. kirmes druckt das Buch und der Gewinner liest vor.
Das ist schon alles. Wer das nicht kapiert macht besser gleich was mit Medien
(oder Menschen). Ermutigen Sie die Leser Ihrer Zeitung bis zum 31.08.2019
Beiträge einzureichen. Kommen Sie dieser Aufforderung nicht nach werden Sie es
bereuen."