Liebe Leserin, lieber Leser,
ich habe es gern ordentlich, sehr sogar. Wenn die Jacken im
Schrank hängen, der Schlafanzug unter dem Kopfkissen gefaltet liegt, die
Schneideflächen der Messer in der Schublade in dieselbe Richtung zeigen.
Am Wochenende waren wir zu Besuch bei Freunden. Da standen
im Flur etwa acht Paar Schuhe, am Spiegel klebten Post-its um auf dem
Wohnzimmertisch neigte sich ein Stapel Zeitungen bedrohlich in Richtung der Weinflasche
vom Vorabend. Ich fühlte mich sofort pudelwohl; und beneidete unsere Freunde um
Ihre Lässigkeit. Als ich nach Hause kam, versuchte ich, die Schuhe einfach im
Flur stehen zu lassen. Es klappte nur fünf Minuten. Dann sah ich ein: Man kann
nicht gegen die eigene Natur anwohnen.
Herzlichst Ihr
Franc von Schuessel
(Franc von Schuessel, ca. fünf Minuten später)
Anmerkung der Redaktion: Aus Zeitgründen wurde der Text dieses Artikels zu 100% aus dem Editorial der Zeitschrift SCHÖNER WOHNEN,
Ausgabe Februar 2013 übernommen.